Ein Traum reicht manchmal aus

Ich habe heute von Stephan geträumt. Es war nicht wirklich ein schlechter Traum, aber er hat mich so sehr verwirrt, dass ich danach dann doch in Tränen ausgebrochen bin.

So recht kann ich gar nicht erklären, um was es genau ging. Ich weiß nur, dass ich versucht habe, ihn zu überzeugen aus einem Raum zu kommen, in dem er sich aufhielt. Dort war er zusammen mit einer Kollegin. Diese kannte ich nicht, aber in meinem Traum wußte ich, dass es eine Kollegin ist. Schon eigenartig manchmal.

Er erklärte mir so nebenbei, dass er mich nicht begleiten kann, da er noch zu irgendeiner Besprechung muss. Mir war es aber total wichtig, dass er mit mir mitkommt. Nur wirklich Argumente hatte ich nicht dafür. Es war mir halt unendlich wichtig. Und dass er mir nicht folgte, war tief in meinem Innern ganz schlimm.

Natürlich könnte ich nun anfangen und die große Traumdeutung herauskramen. Sicher fände sich da auch eine Erklärung. Ist mir aber eigentlich schnuppe. Und eigentlich weiß ich auch so, was der Traum „bedeutet“. Ich habe es halt damals nicht geschafft, ihn „heraus zu holen“ und werde es auch niemals mehr schaffen, da vorbei…

Mich hat es vor allem erschreckt, dass ich nach so langer Zeit wieder einmal von ihm geträumt habe. So intensiv. Und ergebnislos. Ich fühlte mich so unendlich hilflos. Fühl mich immer noch so.

Bin nur froh, dass ich heute nicht arbeiten muss. Erklär doch mal dem Kunden am Telefon, warum du plötzlich in Tränen ausbrichst, weil deine Gedanken immer wieder bei einem Traum über deinen verstorbenen Mann hängen bleiben.

Zum Glück habe ich den besten Mann der Welt an meiner Seite und ich weiß, wenn er nachher von Arbeit kommt wird er es schaffen, mich auf andere Gedanken zu bringen. Und sollte das nicht funktionieren, dann kann ich mich jederzeit in seine starken Arme sinken und auffangen lassen. Sicher nicht einfach für ihn. Aber er beklagt sich nicht, sondern ist einfach für mich da. Lässt mich weinen und tröstet mich.

Gerade jetzt – so kurz vor Stephans Todestag – kommen sie auch wieder verstärkt: die Gedanken an den eigenen Tod. Und an die Sterblichkeit meiner Lieben. Ich muss mich diesen Gedanken stellen, denn sonst fressen sie mich auf. Wenn ich das schaffe, muss ich auf der anderen Seite aber sehr aufpassen, dass sie mich nicht zerreißen. Ich habe dann das Gefühl, innerlich zu zerbrechen. Kaputt zu gehen an etwas, das gar nicht passiert ist. Aber die Angst davor ist so übermächtig.

Mir hilft dann aber meist ne Stunde für mich und meine Gedanken. Allein. Musik anmachen und es einfach auf mich zukommen lassen. Dann geh ich daran ein ganz kleines Stück kaputt, steh danach aber trotzdem gestärkt wieder auf.  Blöd irgendwie… Ein Leben ohne die Angstattacken wäre mir wesentlich lieber…

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